Immer noch gibt es viele Vorurteile gegenüber Autogas. Hier haben wir die 10 «beliebtesten» Irrtümer zusammengetragen und kommentiert.

Irrtum 1: Es gibt viel zu wenig Tankstellen

Irrtum 2: Autogas ist gefährlich

Irrtum 3: Gasfahrzeuge dürfen nicht in Tiefgaragen

Irrtum 4: Der Wertverlust ist höher als bei reinen Benzinern

Irrtum 5: Wenn’s alle haben, wird Autogas schnell so teuer wie Benzin

Irrtum 6: Riesiger Tank im Kofferraum

Irrtum 7: Autogas ist nur ein anderer Begriff für Erdgas

Irrtum 8: Tanken für die Hälfte – ist doch gelogen

Irrtum 9: Es gibt keine Autogas-Neufahrzeuge

Irrtum 10: Umrüstung auf Autogas kostet Leistung

Irrtum 1: Es gibt viel zu wenig Tankstellen

Das Autogas-Tankstellennetz wuchs in den vergangenen Jahren rasant. Inzwischen haben 6.200 Tankstellen bundesweit diesen alternativen Kraftstoff – und täglich werden es mehr. Da es insgesamt knapp 15.000 öffentliche Tankstellen gibt, hat somit im Schnitt inzwischen mehr als jede dritte den auch Flüssiggas genannten Kraftstoff. Auf den deutschen Autobahnen sind es aktuell 114 Tankstellen (Stand 23.03.2011), dazu kommen Autohöfe direkt neben den Fernstraßen.

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Irrtum 2: Autogas ist gefährlich

Bei Gas haben viele Autofahrer immer noch ein mulmiges Gefühl. Zu Unrecht, wie ein umfangreicher und zugleich spektakulärer Test des Automobilclubs ADAC gezeigt hat. Bei einem heftigen Auffahrunfall blieb der in der Reserveradmulde montierte Autogastank völlig unbeschädigt. Anschließend wurde ein Fahrzeug in Brand gesetzt. Auch hier explodierte der Tank trotz der enormen Hitzeentwicklung nicht. Vielmehr öffnete sich durch den Überdruck im Tank ein Sicherheitsventil und ließ das Flüssiggas kontrolliert ausströmen, und es verbrannte sicher. Da Autogas unter leichtem Druck von einigen bar steht wird es stets als geschlossenes System transportiert und umgefüllt. Ein Überlaufen des Tanks – wie bei Benzin oder Diesel – ist damit unmöglich.

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Irrtum 3: Mit Gasautos darf man nicht in Tiefgaragen

Das Parken in Tiefgaragen mit „gasgetriebenen Fahrzeugen“ – egal ob Autogas oder Erdgas – ist längst erlaubt. Die entsprechenden Garagenverordnungen der Bundesländer wurden bereits ab Mitte der 90-er Jahre des vorigen Jahrhunderts entsprechend geändert. Schon damals hatte sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass der Betrieb von Gasautos sogar sicherer ist als der von Benzinern. Schließlich ist der unter Druck stehende Gastank ein geschlossenes System, während ein Benzintank relativ offen ist. Als Relikt aus alten Tagen findet sich allerdings noch an mancher Tiefgarage ein Verbotsschild, das einfach nur vergessen wurde oder aus Unkenntnis dort hängt. Es ist aber erst einmal wie jedes andere Verkehrsschild verbindlich. Doch ein kurzer Hinweis an den Betreiber mit Hinweis auf die geänderte Verordnung dürfte meist helfen – er will ja Kunden gewinnen und nicht vergraulen.

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Irrtum 4: Der Wertverlust ist höher als bei reinen Benzinern

Immer wieder gibt es Statistiken, in denen der Wertverlust von Autogas-Fahrzeugen mit 1.000 bis 1.500 Euro höher angegeben wird, als bei vergleichbaren Benzinern. Das ist richtig, aber es muss ja auch so sein, schließlich hat die Gas-Umrüstung ja auch zwischen 2.000 und 3.000 Euro gekostet. Bereinigt um die Autogas-Komponenten ist der Wiederverkaufspreis sogar höher als beim Vergleichsmodell. Schließlich wollen ja auch immer mehr Gebrauchtwagenkäufer die Vorteile von Flüssiggas nutzen und sind bereit, einige Hunderter mehr zu zahlen, da für sie ja das Sparen viel früher beginnt.

Für die Wirtschaftlichkeitsrechnung eines LPG-Fahrzeuges ist der Wertverlust relativ unbedeutend. Wer sicher gehen will, macht folgende Rechnung auf: Verbrauch eines Benziners pro 100 Kilometer x Benzinpreis pro Liter minus Verbrauch im Autogas-Betrieb pro 100 Kilometer x Gaspreis pro Liter. Die Kosten für die Umrüstung werden durch diesen Eurobetrag geteilt. Das ist die Kilometerzahl, nach der die Umrüstung zu 100 Prozent bezahlt ist.

Zu kompliziert? Hier ein praktisches Beispiel (Quelle: „Das Autogas-Journal“, Heft 3/2008): Laut Testbericht verbrauchte der Chevrolet Matiz im Benzinbetrieb 6 Liter pro 100 Kilometer, mit Autogas im Schnitt 7,8 Liter. Der Benzinpreis lag damals bei 1,509 Euro, Autogas kostete 0,669 Euro. Die Umrüstung stand mit 2.150 Euro zu Buche.

Also:

2150,00 Euro ÷ (6 x 1,509 Euro – 7,8 x 0,669 Euro) x 100 km =

2150,00 Euro ÷ (9,05 Euro – 5,22 Euro) x 100 km =

2150,00 Euro ÷ (3,83 Euro) x 100 km =

561,6 x 100 km = 56.160 km.

Wer dieses Auto also nach 70.000 Kilometern verkauft, hat keinen Wertverlust durch die Autogas-Umrüstung, sondern spart noch bei den letzten knapp 14.000 Kilometern rund 500 Euro Kraftstoffkosten – und auch der höhere Verkaufspreis ist sein Reingewinn.

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Irrtum 5: Wenn’s alle haben, wird LPG schnell so teuer wie Benzin

Für Autogas ist bis 2018 eine Steuerbegünstigung durch den Bundestag festgeschrieben, um diesen umweltfreundlichen Kraftstoff (ca. 15 Prozent weniger CO2) zu fördern. Während pro Liter Benzin 65,4 Cent Mineralölsteuern erhoben werden, sind es bei Autogas nur rund 10 Cent. Auf beide Kraftstoffe kommen noch zzt. 19 Prozent Mehrwertsteuer. Damit ist der steuerliche Abstand zwischen beiden Energieträgern rund 66 Cent. Unterstellt man Verlässlichkeit von Politik, so bleibt der Abstand von 66 Cent bis 2018 erhalten. In der Praxis ist der Abstand durch die hohe Preisstabilität von Autogas oft sogar noch größer.

Setzt man die Zahl der Autogas-Fahrzeuge in Deutschland – derzeit rund 450.000 – in Relation zur Gesamt-Pkw-Zahl von 42,3 Mio., so stellt man schnell fest, dass es noch ein weiter Weg ist, bis LPG eine entscheidende Rolle spielt. Bei momentan knapp 1 Prozent Anteil dürften sich die Begehrlichkeiten des Finanzministers in Grenzen halten, zumal Bundeskanzlerin Angela Merkel hinsichtlich der CO2-Reduzierung international viel versprochen hat und nennenswerte schnelle Kohlendioxid-Einsparungen beim Pkw-Verkehr derzeit nur mit Gas zu erzielen sind.

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Irrtum 6: Riesiger Tank im Kofferraum

Wer zum ersten Mal in den Kofferraum eines Autogas-Pkw blickt, ist meist verwirrt: »Wo ist denn der Tank?« Nun, der befindet sich in den allermeisten Fällen in der Reserveradmulde und schränkt damit den Kofferraum nicht ein. Das Volumen der Tanks – die zu 80 Prozent befüllt werden können – liegen je nach Größe der Mulde im Allgemeinen zwischen 40 und 75 Litern. Dadurch ergibt sich stets eine Reichweite von mehreren hundert Kilometern, die bei einem bundesweiten Tankstellennetz von über 6.200 Tankstellen auf jeden Fall ausreichend ist. Zur Not – zum Beispiel im Ausland – kann man ja immer noch auf Benzinbetrieb ausweichen. Bedenken wegen des fehlenden Reserverades sind übrigens ebenfalls unbegründet. Viele Neufahrzeuge werden heute bereits grundsätzlich ohne Reserverad ausgeliefert, denn statistisch hat ein Fahrer weniger als alle sieben Jahre einen Reifenschaden. Und für den Fall der Fälle gibt es ja noch ein Pannenhilfespray und einen Mini-Kompressor.

In einigen neuen Fahrzeugen, die gar keine Reserveradmulde mehr haben oder in die Komponenten wie zum Beispiel die Autobatterie verbaut sind, kommt man leider um ein eingeschränktes Kofferraumvolumen nicht herum. Doch auch hier werden meist Radmuldentanks eingebaut, sodass der Kofferraumboden lediglich erhöht ist. Außer für die große Gepäckmenge auf den Weg in den Urlaub ergibt sich sogar ein Vorteil. Durch den höheren Kofferraumboden lässt sich der PKW leichter beladen. Im Rahmen des Projektes S1000plus werden zudem so genannte Matratzentanks getestet, die deutlich besser an die Fahrzeuggeometrie angepasst werden können.

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Irrtum 7: Autogas ist nur ein anderer Begriff für Erdgas

Das kann theoretisch ein tödlicher Irrtum sein – zum Glück aber nur theoretisch oder bei erheblichem, selbstmörderischem Basteldrang. Während Autogas flüssig mit einem Druck von 5 bis 10 bar im Tank gespeichert wird, bleibt Erdgas gasförmig und wird auf 200 bis 240 bar komprimiert. Daran erkennt man schon, dass das Befüllen eines Flüssiggas-Tanks mit Erdgas fatale Folgen hätte. Auch die Motorsteuerung passt nicht optimal zusammen: Erdgas besteht überwiegend aus Methan, Autogas dagegen ist ein Gemisch aus Butan und Propan. Um eine Verwechselung sicher auszuschließend, gibt es für beide Kraftstoffe unterschiedliche Zapfpistolen.

Autogas wird wegen seines Aggregatzustandes während der Speicherung auch Flüssiggas genannt. Ein weiterer Begriff, nämlich Liquefied Petroleum Gas, wird fast ausschließlich mit seiner Abkürzung LPG verwendet. Und damit es nicht langweilig wird, findet sich international noch die Abkürzung GPL, die aus dem Französischen (gaz de pétrole liquéfié) kommt. Bei Erdgas ist das gängige Kürzel CNG für Compressed Natural Gas.

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Irrtum 8: Tanken für die Hälfte – ist doch gelogen

Wie viele Slogans in der Werbung ist »Tanken für die Hälfte« stark vereinfachend. Beim Irrtum Nr. 5 wurde ja schon erläutert, dass der Autogas-Vorteil in der Steuerbegünstigung liegt. Wenn also der Benzinpreis mal angenommen auf 2 Euro steigen sollte, stimmt dieser Satz nicht mehr, aber der Abstand von rund 66 Cent bleibt. Kritischer ist da schon »Fahren für die Hälfte« zu bewerten. Der Verbrauch im Autogas-Betrieb wird immer höher liegen als im Benzinbetrieb, da LPG zwar einen höheren Brennwert je Kilogramm aufweist, gleichzeitig aber eine um rund 40 Prozent geringere Dichte hat. Laut Prof. Thomas Heinze von der HTW Saarland in Saarbrücken liegt der Mehrverbrauch technisch bedingt bei 20 bis 30 Prozent, je nach dem welches Verhältnis von Butan zu Propan das Gemisch hat. In der Praxis wird der prozentuale Mehrverbrauch allerdings geringer erscheinen, da die spritfressende Startphase meist mit Benzin stattfindet. Wer also überwiegend im Stadtverkehr mit vielen Startvorgängen unterwegs ist, wird näher an einen scheinbar identischen Verbrauch herankommen als ein Autofahrer, der viel Langstrecke fährt. Unter dem Strich aber zählt, dass man nach der Amortisationsphase mit Autogas viel Geld sparen kann. Der Umwelt werden dabei zudem rund 15 Prozent Kohlendioxid erspart.

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Irrtum 9: Es gibt keine Autogas-Neufahrzeuge

Immer mehr Automobilkonzerne erkennen den Vorteil von Autogas und bieten selbst Umrüstungen an – sei es direkt »ab Werk« oder in ihren Fachwerkstätten durch besonders geschultes Personal. Bei diesen Modellen bleibt die Neuwagen-Garantie des Herstellers vollständig erhalten bzw. wird durch eine Zusatzgarantie/-Versicherung abgedeckt. Schon jetzt werden fast 100 Modelle als Neufahrzeuge mit Autogas angeboten. So gibt es laut ADAC (Stand März 2011) »ab Werk« Fahrzeuge von Chevrolet, Dacia, Daihatsu, Dodge, Ford, Hyundai, Lada, Mitsubishi, Opel, Renault, Seat, Skoda, Subaru, VW, sowie Vertragswerkstatt-Umrüstungen. Dazu kommen Nachrüst-Lösungen verschiedener Autogasanlagen-Hersteller. Oft sind sie mit einer Versicherung verbunden, die im sehr seltenen Schadensfall die Herstellergarantie ersetzt.  Sehr zurückhaltend sind viele Autohersteller allerdings mit der Werbung für ihre LPG-Modelle. Fernseh- und Radiospots oder Zeitungs-/Zeitschriftenwerbung findet sich sehr selten, und auch im Internet muss man schon manchen Klick machen, um auf das entsprechende Angebot zu kommen. Also: Beim nächsten Autokauf gezielt und falls nötig auch energisch nach Autogas fragen.

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Irrtum 10: Umrüstung auf Autogas kostet Motorleistung

Die Umrüstung auf Autogas kostet zumindest bei der Flüssig-Einspritzung keine Motorleistung – im Gegenteil. So hat Prof. Dr. Thomas Heinze von der HTW Saarland im Rahmen des Weltrekordversuches »Projekt v300plus« (www.projekt-v300plus.de) nachgewiesen, dass eine LPG-Anlage leistungssteigernd sein kann. Allein die Umrüstung auf Autogas brachte beim Rekordfahrzeug – einem 1er BMW mit Achtzylindermotor aus dem M5 – einen PS-Zuwachs von einem Prozent. Durch die Optimierung seitens der Hochschule konnten insgesamt zehn Prozent mehr Motorleistung gemessen werden.

Im Fahralltag werden Autofahrer keinerlei Unterschiede zwischen Benzin- und Autogasbetrieb bei ihrem Fahrzeug merken.

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2 Gedanken zu “Autogas-Irrtümer”

  1. Ich denke, dass die Zahl an Tankstelle, die auch Flüssiggas anbieten, mittlerweile viel höher ist. Man muss sich ja daran gewöhnen, dass man nicht überall tanken kann, aber abgesehen davon denke ich, dass Autogas viele Vorteile hat. Es gibt leider, wie Sie schreiben, viele Desinformation darüber, aber Ihr Artikel hilft, das Thema besser zu verstehen.

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