Endlich ehrliche Betrachtung der CO2-Emissionen

Das Institut automotive powertrain um die Professoren Dr. Thomas Heinze (l.) und Dr. Harald Altjohann (r.) forscht seit Jahren intensiv um den Alternativkraftstoff Autogas.  Foto: Automotive Powertrain/Fontaine
Das Institut automotive powertrain um die Professoren Dr. Thomas Heinze (l.) und Dr. Harald Altjohann (r.) forscht seit Jahren intensiv um den Alternativkraftstoff Autogas. Foto: Automotive Powertrain/Fontaine

Saarbrücken (15.03.2012) – Als wichtigen Schritt zu mehr Ehrlichkeit beim Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen haben die Saarbrücker Professoren Dr. Thomas Heinze und Dr. Harald Altjohann die neuen Testkriterien des ADAC-Ecotests gewürdigt. Der Automobilclub bewertet die Emissionen ab sofort Well-to-Wheel, also von der „Quelle bis zum Rad“. Diese Betrachtungsweise von Schadstoffen haben die beiden Professoren vom Institut Automotive Powertrain der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTWdS) seit Jahren in den Mittelpunkt ihrer Fach- und Publikumsvorträge gestellt. Automotive Powertrain befasst sich schwerpunktmäßig mit der Forschung und Entwicklung zum Alternativkraftstoff Autogas (LPG).

„Leider sehen die aktuellen und auch künftigen Abgasnormen nur eine isolierte Betrachtung dessen vor, was aus dem Auspuff herauskommt“, kritisieren Heinze und Altjohann. Entsprechend werben Autohersteller bei Elektrofahrzeugen mit 0 Gramm CO2. Die Abgase entstehen aber an den Kraftwerken. So hat der ADAC in den beiden ersten Tests von Elektrofahrzeugen nach seinem neuen Standard für den Renault Fluence Z.E Expression 144,9 Gramm CO2/km ermittelt und für den Volvo C30 electric sogar 159,2 Gramm.

Autogas-PKW hat der ADAC bislang noch nicht nach den innovativen Kriterien untersucht. Prof. Heinze hatte im Sommer 2011 bei einem Besuch der Münchner Zentrale des Automobilclubs bereits vorgerechnet, dass sich bezogen auf den Brennwert der  CO2-Vorteil von Autogas gegenüber Benzin von 10,4 Prozent bei der rein motorischen Betrachtung auf 14,1 Prozent erhöht, wenn man die Faktoren Produktion und Transport mit einrechnet. Erdgas büßt unter anderem durch den hohen Energieaufwand für die Komprimierung auf über 200 bar einen Großteil seines chemischen Vorteils ein. Von 25,0 Prozent weniger CO2 gegenüber Benzin bleiben bei der ganzheitlichen Betrachtung im Mittel noch 15,6 Prozent über. „Wenn das Erdgas über mehr als 6000 Kilometer aus dem fernen Sibirien transportiert wird, so beläuft sich die CO2-Einsparung im Vergleich zu herkömmlichem Ottokraftstoff auf unter 10 Prozent. Aber auch das immer noch ein enormer Gewinn für die Umwelt“, erläutert Heinze.

Sein Forscherteam entwickelt im Projekt S1000plus wird eine Großraumlimousine so weiter, dass sie eine Reichweite von mehr als 1.000 Kilometern ohne Nachtanken allein mit Autogas erzielt. Zu den Maßnahmen zählen der alleinige Autogas-Betrieb, ein innovatives Kraftstofftankkonzept und eine eigens entwickelte Kühlung für die Kraftstoffpumpe zur Vermeidung von Dampfblasenbildung. Durch den Verzicht auf Benzin selbst in der Startphase sind die Schadstoffemissionen – zum Beispiel von aromatischen Kohlenwasserstoffen – deutlich reduziert. Auch Feinstaub, mit dem alle Entwickler von direkteinspritzenden Benzinmotoren zu kämpfen haben, ist mit LPG kein Thema. „Nach Abschluss unserer Entwicklungen bieten wir dem ADAC an, unser Versuchsfahrzeug nach seinen neuen Kriterien zu prüfen“, schlägt Altjohann vor. „Wir sind sicher, dass wir im Ecotest weit vorne landen werden.“

S1000plus wird von zahlreichen Partnern aus der Industrie wie dem Autogas-Lieferanten Westfalen AG, der Sachverständigen-Organisation KÜS und Peugeot unterstützt.      www.projekt-S1000plus.de

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